Als der Pilot den Motor der Cessna 172 anwirft, ist Hubert Harst wieder in seinem Element. Vom Flugplatz Marl-Loemühle geht es nach Oer-Erkenschwick. Und obwohl der Industrie- und Luftbildfotograf seine Wurzeln in Herdecke hat, ist der Blick auf die Stimbergstadt für den 60-Jährigen nichts Neues. lm Gegenteil, hier kennt er sich aus.
Vor allem dann, wenn es um größere Bauvorhaben geht, greift Udo Jeuschnik von der Stadtentwicklungsgesellschaft wieder zum Telefon, um sich die Dienste von Harst zu sichern. Seit mehr als zehn Jahren dokumentiert der Herdecker die baulichen Veränderungen in Oer-Erkenschwick.
Weil sich der 60-Jähriger vor Ort so gut auskennt, ist es auch nicht so dramatisch, dass ein markantes Bauwerk wie Schacht I nicht mehr zur Orientierung dient. Und so hat das Zechensterben im Ruhrgebiet für den Fotografen der alten Schule eine ganz eigene Bedeutung.
„An den Bergwerksanlagen konnte man sich immer gut orientieren.“
Dass dies nun immer seltener der Fall ist, hat allerdings auch etwas Gutes.
„Die Luft im Ruhrgebiet ist natürlich viel klarer als noch von 20 oder 30 Jahren. Und das kommt mir bei meiner Arbeit sehr entgegen, weil ich einfach eine gute Sicht benötige“,
sagt Harst, als er gerade seine Kamera der Marke Hasselblad in Position bringt.
Mehr als 3000 Flugstunden sind es sicherlich, die der Herdecker bereits für seine Auftraggeber in der Vogelperspektive verbracht hat. Durchschnittlich 300 Meter sind es dann, die ihn von seinem Objekten trennen. Diesmal heißt das Ziel Kiesenfeld-West. Mit routinierten Handgriffen sind schnell zwei Filme „verschossen“, so dass der Pilot wieder abdrehen kann.
Zum ersten Mai bestieg er übrigens 1968 mit einer Kamera eine Maschine, damals arbeitete er noch für eine Baufirma in Wanne-Eickel. Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist er jedoch schon selbstständig. Er hat den Schritt nicht bereut und ist sicherlich schon bald wieder am Stimberg-Himmel zu sehen.