Luftbildfotografie
Industriefotografie
Hubert Harst
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Der Luftraum ist ganz schön voll

Bin doch froh, wieder auf festem Boden zu stehen

Der Eisenbahnviadukt über die Ruhr ist aus der Luft ein überaus markanter Blickfang. Links im Bild gut zu erkennen der neugebaute "Ruhrhof" mit dem spitz nach oben gezogenen Giebel. (Foto: Annette Schröder)

Der Eisenbahnviadukt über die Ruhr ist aus der Luft ein überaus markanter Blickfang. Links im Bild gut zu erkennen der neugebaute "Ruhrhof" mit dem spitz nach oben gezogenen Giebel. (Foto: Annette Schröder)

Weiterer Bericht zur Titelgeschichte: Ich habe keinerlei Orientierung mehr - Unterwegs mit dem Luftbildfotografen Hubert Harst.

Allmählich schwant mir jedoch, dass das rechts in der Ferne die Erhebungen des Sauerlandes sind. Die Kette von qualmenden Kraftwerks­schloten kann ich nicht zuordnen.

Wir sind in beziehungsweise über Dortmund, ich kann einen Flohmarkt mit seinen

Der Flohmarkt ist deutlich erkennbar

bunten Ständen unter mir deutlich sehen, als der Pilot mir bedeutet, ihm eine Tasche nach vorne zu reichen. Heraus holt er ein kleines Gerät, das etwa auf eine Handfläche passt. Es ist Piloten-GPS, das zur genauen Standortbestimmung benutzt werden kann. Grund ist die Kontrollzone des Dortmunder Flughafens, hier kann man aus Sicherheitgründen nicht einfach mittendurch fliegen.

Auch sonst gibt der Pilot regelmäßig per Funk Standort und Kurswechsel durch. Der Luftraum über dem Ruhrgebiet ist ganz schön voll.

Alle paar Minuten erreichen wir ein weiteres Objekt, das fotografiert werden muss. Dann heißt es für mich wieder, mir den Schal vor Mund und Nase zu binden, denn wenn der Fotograf das Fenster aufmacht, nimmt mir der kalte Luftzug bei der Geschwindigkeit den Atem.

Endlich sind wir dann mal über mir bekanntem Gebiet, und der Wittener Rathausturm leuchtet mir in der Sonne entgegen. Natürlich habe ich auch selber eine Kamera mitgenommen und versuche im Vorbeiflug noch schnell die eine oder andere Aufnahme zu machen.

Kemnader See, Hattingen, dann meine Heimatstadt Bochum. Und schon wieder Orientierungslosigkeit.

„Dort ist das Schauspielhaus“,

bedeutet mir Fotograf Hubert Harst. Doch bevor ich das Gebäude, das ich gut zu kennen glaubte, in dem Gewirr von Häusern und Straßenzügen entdeckt habe, sind wir auch schon wieder ganz woanders.

Danach lehne ich mich ein bisschen zurück und genieße den Ausblick. Und bewundere den Fotografen, der zielsicher seine Auftragsobjekte findet. Wir kreisen in Essen über der Stadt, wo eine Kirche fotografiert werden soll. Aber unter uns sind gleich drei Kirchen fast nebeneinander. Da tut gute Vorbereitung Not, Ortskenntnis, Erfahrung und ein guter Instinkt tun ihr Übriges.

Noch eine Kurve hierhin und dorthin, ein Blick auf das riesige Einkaufszentrum Centro in Oberhausen, das Gasometer gegenüber, dann die Skihalle Bottrop, langsam kann ich schon gar nichts aufnehmen. Doch als klar wird, dass da vor uns

Enttäuscht: Das ging aber schell

schon der kleine Flughafen ist, von dem wir gestartet sind, bin ich fast enttäuscht. Was denn, das waren zwei Stunden? Das ging aber schnell.

Trotzdem bin ich auch irgendwie froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und stelle fest, dass ich unglaublich hungrig bin, als ob ich etwas Anstrengendes getan hätte oder als ob ich selbst geflogen wäre.

Letzteres würde ich schon gerne mal ausprobieren, und lasse es mir zumindest nicht nehmen, mir vor der Abfahrt noch Info-Material mitgeben zu lassen.